Gangteng Tulku Rinpoches Shedra-Programm für Schüler aus westlichen Ländern
Rinpoches Engagement, Praktizierenden zu helfen, Ihr Verständnis des Dharmas zu vertiefen, hat ein sehr interessantes neues Angebot hervorgebracht: die Möglichkeit, in einer Shedra zu studieren. Das auf die Dauer von acht Jahren angelegte Shedra-Programm beruht auf dem klassischen Lehrzyklus der Nyingma-Tradition und richtet sich an Schüler von Rinpoche, die ernsthaft studieren möchten. Das Studium findet per Internet statt und beinhaltet Videos auf Abruf, den Austausch von E-Mails, sowie Veröffentlichungen und Nachrichten auf der entsprechenden Internetseite mit dem Ziel, die weltweit mehr als 200 Menschen, die sich für den Kurs eingeschrieben haben, zu vernetzen. Gangteng Tulku Rinpoche hat dieser einmaligen Möglichkeit des Dharmastudiums, dessen Leitung und Oberaufsicht er übernommen hat, seinen Segen verliehen. Wer sich einschreiben möchte und/oder weitere Informationen benötigt, kann sich an Ines Hackman wenden.
Ab dem 1.Januar 2013 ist der Einstieg in diese Shedra wieder möglich. Es ist im deutschsprachigem Raum eine zweite Skype-Gruppe für Neueinsteiger geplant, die sich wöchentlich trifft, um gemeinsam die Inhalte der Shedra zu studieren.
Link zur Webseite: www.longchenrabjam.org
Sutra der Rückbesinnung auf die drei Juwelen
Information: Neue Interessenten am Studium in der Longchen-Rabjam Online-Shedra können ab Januar 2013 mit dem ersten Studienjahr beginnen.
Seite kurzer Zeit besteht eine zweite Skype-Gruppe, die sich wöchentlich zusammenschließt, um gemeinsam zu studieren. Interessierte sind herzlich willkommen.
Wer weitere Informationen möchte, wendet sich bitte an Ines Hackman.
ines@schrittfuerschritt.com
Liebe Freunde,
wir haben die erfreuliche Möglichkeit, Euch hier einen kurzen Ausschnitt aus einem Text des ersten Studienjahrs der Online-Shedra Longchen Rabjam zur Verfügung zu stellen.
Der Auszug stammt aus dem
“Sutra der Rückbesinnung auf die drei Juwelen”
(kön-chog dshe-ten)
der anhand des Kommentares von Lama Mipham Rinpoche
(tashi mi-sepe da-yang) gelehrt wird.
Die Unterweisungen gab Khenpo Karma Wangyel
und Andrzej Rybszleger hat sie vom Tibetischen ins Englische übersetzt.
(…) Wissenschaftler analysieren Dinge. Darin sie sind sie den Buddhisten ähnlich. Sie untersuchen Atome und die Art, wie Dinge tatsächlich existieren usw. Auf der relativen Ebene gibt es hier viele Ähnlichkeiten. Wenn es um die Sicht geht, sagen wir natürlich nicht wirklich, dass der Buddhadharma der modernen Wissenschaft ähnelt, da Wissenschaftler sich nicht mit Dingen wie der „letztendlichen Wahrheit“, der „Natur des Geistes“, „Buddhaschaft“, usw., beschäftigen. Trotzdem gibt es in der Art, wie wir Dinge untersuchen, viele Ähnlichkeiten.
Im Allgemeinen wissen wir das. Viele Leute haben sich bei der Shedra eingeschrieben und mit den Studien begonnen. Es ist möglich, dass einige nur intellektuell oder auf akademische Weise studieren wollen, doch letztendlich wollen wir die Buddhaschaft erreichen. Das ist das Hauptziel für Buddhisten. Wenn wir wie Wissenschaftler studieren, werden wir natürlich die unverwechselbare endgültige Bedeutung erfassen. Und nachdem wir die Natur der drei Juwelen, oder deren endgültiges Resultat korrekt verstanden haben, können wir den Pfad vollenden. Wenn wir das nicht wissen und den Pfad beschreiten, ist es wie im Dunkeln zu tappen: Dabei wird wohl nicht viel Tugendhaftes herauskommen.
Jemand der Buddhismus studiert, beginnt mit der Zuflucht und endet mit Dzogchen (rdzogs chen), Atiyoga. Wir haben eine komplette Liste von Themen für jede Phase. Als erstes werden wir lernen, wie man Zuflucht nimmt und was die Natur der drei Juwelen ist. Darum geht es im Sutra „Recollecting the Three Jewels“ (Die Rückbesinnung auf die drei Juwelen). Dieser Text ist wichtig, weil jemand, der sich als Buddhist bezeichnet,
zuerst einmal die drei Juwelen kennen muss. Wenn jemand ohne jedes Wissen über sie Zuflucht nimmt, könnte man ihn zwar als Buddhisten bezeichnen, in Wahrheit ist er aber keiner.
Ziel des Sutras ist es deswegen, ein Verständnis für drei Juwelen zu entwickeln, für ihre Essenz und ihre Qualitäten und dadurch zu verstehen, wie man Zuflucht nimmt. Das ist die Grundlage für alle buddhistischen Studien. Wenn wir nicht wissen, was die drei Juwelen sind, haben wir diese Grundlage nicht – und ein Haus ohne Fundament wird niemals stabil stehen, ganz gleich, wie viele Stockwerke wir bauen. Indem wir uns mit diesen Sachverhalten vertraut machen, legen wir das Fundament für weitere Studien, damit das Haus (unserer Studien) Stabilität erlangt und wir darauf aufbauen können.
Das ist das erste Thema. Manche mögen denken, dass es einfach sei: Buddha, Dharma und Sangha sind die drei Juwelen, das ist alles. Bei unseren Studien werden wir aber feststellen, dass sich – je nachdem, welchem Fahrzeug wir folgen – die Bedeutung der drei Juwelen unterscheidet. Es ist ein schwieriges Thema. Das Verständnis der drei Juwelen und die Art der Zufluchtnahme spiegelt die komplette und riesige Reichweite der Pfade von Sutra und Tantra wider. Deshalb heißt es, dass die die Zuflucht selbst alle Sutras und Tantras beinhaltet.
Mit dem Thema der Zufluchtnahme zu beginnen, bildet die Grundlage für alle unsere weiteren Studieninhalte, bis hin zum Dzogchen: (die Praxis von) Trekchö (krhegs chod = Durchschneiden) und Thögyal (Thod rgal = direkt Hinübergehen), usw. Im Bezug auf die Zuflucht hat uns der Buddha drei Herangehensweisen aufgezeigt.
Je nach Fahrzeug gibt es drei Herangehensweisen. Wenn wir zunächst einmal dem niedrigeren, bzw. dem Merkmalsfahrzeug folgen, basiert die Herangehensweise auf der Vorstellung der Entsagung; auf dem Denken, dass, egal wo jemand in Samara geboren wird, die Natur aller Erfahrungen nichts als Leiden ist. In Samara gibt es nicht mehr Glück und Annehmlichkeiten, als auf einer Nadelspitze Platz hätten. In Samara hat alles die Natur des Leidens. Nicht nur in diesem Leben, sondern auch an jedem Ort, an dem man in Zukunf wieder geboren werden kann, gibt es nichts als Leiden. Wenn man die Natur des Leidens bedacht hat und sich von ihm befreien will, bedeutet das „Entsagung“.
Auf Grundlage des Merkmalsfahrzeugs muss jemand, der dem buddhistischen Pfad folgen will, Entsagung entwickeln. Als unser Lehrer Buddha Shakyamuni als Prinz in seinem Palast lebte, verließ er ihn zu verschiedenen Anlässen. Wo auch immer er vom Palast aus hinging, in allen 4 Richtungen, begegnete ihm das Leiden der Geburt, des Alters, der Krankheit und des Todes. Da er erkannte, dass man sich von ihnen weder befreien noch ihnen entfliehen kann, wollte er wirklich einen Ausweg aus dem Leiden finden. Auf ähnliche Weise üben auch wir Entsagung, wenn wir beginnen, den Pfad zu beschreiten.
Solch eine Einstellung nennt man Entsagung oder die endgültige Abkehr von Samsara. Es ist sehr schwierig, solch einen Wunsch wirklich tief im Herzen zu empfinden. Wenn man das spürt, dann hält man die Dharmapraxis für wirklich nötig und dann gibt es keinen anderen Weg mehr, als den Pfad zu vollenden. Setzt man hingegen seinen Schwerpunkt nicht so stark auf Entsagung, dann gibt man anderen Dingen im Leben Priorität, wie z.B. einer hohen gesellschaftlichen Stellung, und Geld oder Ruhm.
Gewiss hegt nicht jeder von Natur aus den Wunsch nach Entsagung. Wenn wir ihn nicht von Anfang an empfinden, heißt das aber nicht, dass wir keine Buddhisten sein können oder den Buddhismus studieren können. Es gibt viele Arten von Menschen mit den verschiedensten Voraussetzungen und Fähigkeiten. Manche üben kraft ihres Karmas von Anfang an Entsagung, obwohl solche Menschen äußerst selten sind. Die Mehrheit entwickelt die Entsagung allmählich, durch Studieren und durch eigene Erfahrung und wenn sie ihr Verständnis davon aufgebaut haben, möchten sie Buddhaschaft erreichen. Daher ist es völlig in Ordnung für uns, diese Haltung durch das Studium Schritt für Schritt zu entwickeln.
Üblicherweise beginnen Menschen, Entsagung zu üben, wenn sie eine Notlage oder extrem leidvolle Erfahrungen erlebt haben oder sehen, wie dies andere tun. In der Regel ist die Erfahrung von Leiden das Fundament, auf dem die Entsagung wächst. Menschen die nicht wirkliches Leid erfahren haben, kommen kaum dazu, Entsagung zu üben. Menschen, denen es immer nur gut geht, die glücklich sind und die trotzdem Entsagung entwickeln, sind sehr selten. Deswegen ist es nicht einfach, sondern wir müssen in der Regel erst Leid erfahren, um auf dieser Basis eine solche Motivation entwickeln zu können. Wenn wir durch Leiden Entsagung entwickeln, müssen wir verstehen, dass alles in Samsara Leiden ist. Manche Menschen mit geschärften Fähigkeiten empfinden aufgrund ihres Karmas von selbst Traurigkeit und üben Entsagung gegenüber den drei Daseinsbereichen von Samsara und möchten den Dharma praktizieren. Davon gibt es aber nur sehr wenige.
Nehmen wir unseren Lehrer Buddha Shakyamuni als Beispiel: Als er noch in seinem Palast lebte, übte er keine Entsagung. Erst nachdem er aus dem Palast herausgekommen war und all das Leiden gesehen hatte, entwickelte er Entsagung. Auf dieselbe Art wird unser Sinn für Entsagung schwächer, wenn wir alle Annehmlichkeiten, wie Kleidung, Essen und Wohlstand haben. Für viele junge Menschen heutzutage ist es schwierig, Entsagung zu entwickeln, da sie alles haben, was das Herz begehrt: Kleidung, Essen usw. zu erhalten, ist für sie kein Thema, sie können sich amüsieren und spielen. Manche Menschen sind der Ansicht, dass wer kein Leid erfahren hat, auch keine Entsagung üben kann.
Wir haben also festgestellt, dass es schwierig ist, einen Sinn für Entsagung zu entwickeln, ohne die Erfahrung von Leid. Und doch gibt es die Möglichkeit, allmählich zur Entsagung zu gelangen: durch Studien und Bildung. Jeder schätzt gebildete Menschen. Auf Menschen ohne Bildung schaut man herab und sie gelten als unbegabt. Auf der ganzen Welt wird Bildung gebraucht. Wenn wir richtig studieren, fragen wir uns: „Wie kann ich wirklich Entsagung entwickeln?“ und „Wie sehen die buddhistische Sicht, Meditation und Verhaltensweise aus?“. Durch unsere Studien können wir diese Dinge kennenlernen und begreifen. Wenn wir noch nicht von Anfang an Entsagung üben, ist es wichtig, sie allmählich auf diese Weise zu entwickeln. Wenn wir den Pfad der Buddhaschaft bis zum Ende gehen wollen, brauchen wir die Praxis der Entsagung als Grundlage, sonst kann das unmöglich klappen.